Bericht: C.Lehmann / D.Schröder

Einsatzzeitpunkt: 26.08.2022 / 00:41 Uhr
Einsatzstichwort: Brand_4 / Gebäudebrand
Einsatzort: Hauptstraße / Warstein

Um 0:41 Uhr endete die Nacht zunächst für die Aktiven des Löschzug Warstein und die Drehleiterbesatzung aus Belecke mit der Alarmierung Brand 2 - unklarer Feuerschein aus Gebäude.

Nach der Erkundung durch die erst eintreffenden Kräfte wurde schon wenige Minuten später um 0:49 Uhr die Alarmstufe auf Brand 3 erhöht. Auch die Feuerwehrleute aus Suttrop und Hirschberg eilten nun zur Hauptstraße nach Warstein.

Die Lage stellte sich den Einsatzkräften so dar, dass der hintere Anbau des Gebäudes bereits in Vollbrand stand und die Flammen auch auf die trockene Vegetation am Steilhang hinter dem Gebäude übergriffen. Mehrere Trupps unter Atemschutz begannen mit der Brandbekämpfung im Gebäude.

Um für den personalintensiven Einsatz unter Atemschutz ausreichend Personal zur Verfügung zu haben und eine Brandausbreitung über die Böschung am Steilhang verhindern zu können, wurde um 1:29 Uhr zunächst der Löschzug Belecke nachalarmiert und um 1:37 Uhr dann schließlich die Alarmstufe auf Brand 4 erhöht und Wehralarm ausgegeben.

Alle Einheiten aus dem Stadtgebiet setzten sich damit in Bewegung nach Warstein. Eine Gruppe aus Allagen verblieb dabei am Standort Belecke, um einen Grundschutz, für das Stadtgebiet sicherzustellen. Die weiteren Kräfte sammelten sich zunächst am Bereitstellungsplatz an der evangelischen Kirche. Die Löschgruppe Waldhausen fuhr die Straße "Howake" an, um die Löscharbeiten an der Böschung von oben zu unterstützen. Durch die starke Rauchentwicklung mussten mehrere Gebäude neben und über dem Einsatzort evakuiert werden. Zur Betreuung der Personen wurde um 1:42 Uhr zusätzlich unter dem Stichwort ManV1 noch weiteres Personal vom Rettungsdienst hinzu alarmiert. Das zwischenzeitlich ebenfalls alarmierte DRK kümmerte sich um die Versorgung der Einsatzkräfte und mit kalten und warmen Getränken. 

Als gegen 3 Uhr in der Früh "Feuer unter Kontrolle" gemeldet werden konnte, konnten die Bewohner der umliegenden Gebäude in ihre Häuser zurückkehren und auch bereits einige Kräfte der Feuerwehr kehrten wieder an Ihre Standorte zurück. Da der hintere Gebäudeteil durch den Brand und den massiven Löschwassereinsatz stark einsturzgefährdet war, gestalteten sich die Nachlöscharbeiten äußerst schwierig. Ein betreten des Gebäudes war nicht mehr möglich, sodass nur von außen oder durch Tür- und Fensteröffnungen Wasser auf die Glutnester gegeben werden konnte. 

Um 7:53 Uhr am Morgen wurde durch die Brandwache, die vor Ort verblieben war, erneut der Rest vom Löschzug Warstein zur Einsatzstelle alarmiert worden, da an immer mehr Stellen Glutnester aufflammten und auch die Rauchentwicklung wieder stark zunahm. Im Laufe des weiteren Vormittags wurden immer mehr Kräfte für die kräftezehrenden Nachlöscharbeiten hinzu alarmiert. Da die Glutnester von außen nicht erreichbar und ein Betreten des Gebäudes zu gefährlich war, wurde ein großer Kran eines Dachdeckers zur Unterstützung gerufen. Aus dem Korb des Krans wurde Stück für Stück das Dach mit einer speziellen Motorsäge aufgeschnitten. Erst gegen 16:15 Uhr wurde der Einsatz zurückgefahren, da keine weitere Rauchentwicklung aus dem Gebäude festzustellen war. Etwa 1 Stunde später, nach den letzten Sicherungsarbeiten am Gebäude, wurde die Hauptstraße wieder freigegeben. 

Um 17:44 Uhr, nachdem bereits mehrere Stunden kein Rauch mehr aus dem Gebäude aufgestiegen war, flammte jedoch in einem anderen Teil des Gebäudes wieder ein Glutnest auf. Erneut rückte der Löschzug Warstein aus.

Mit massivem Einsatz von Löschwasser und Schaummittel wurden auch diese Bereiche nochmals abgelöscht. Um 21:00 Uhr endete der Einsatz für die Feuerwehr.

Im Einsatz: Alle Einheiten der Feuerwehr im Stadtgebiet Warstein, Löschzug Rüthen mit DLK 23/12, Kreisbrandmeister und Stelv. Kreisbrandmeister, DRK Versorgungseinheit, AB-Atemschutz aus Soest, Rettungsdienst mit mehreren RTW, NEF sowie LNA und ORGL, Polizei und Kripo, Ordnungsamt, Bauordnungsamt, Dachdeckerunternehmen mit Kran, 

Hinweise zur Einsatzberichterstattung

 

Ein anstrengender Einsatz von mehr als 20 Stunden Länge liegt hinter uns.

An dieser Stelle wollen wir das Geschehen an der Hauptstraße in Warstein kompakt zusammenfassen:

Was ist passiert?

Wir wurden wegen eines „unklaren Feuerscheins aus einem Gebäude“ um 0.41 Uhr alarmiert. Der hintere Teil des Gebäudes stand in Vollbrand. Anfangs musste davon ausgegangen werden, dass sich noch Personen in Gefahr befinden könnten. Deshalb suchten mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz das Haus parallel zur Brandbekämpfung ab.

Was waren die größten Herausforderungen?

Anfangs machte vor allem die extreme Hitze, die durch den weit entwickelten Brand entstanden war, den Kräften im Innenangriff das Leben schwer. Zudem war über den gesamten Einsatzverlauf eine große Menge an Atemschutzgeräteträgern erforderlich, um das große und verwinkelte Gebäude zu erkunden und den Brand zu bekämpfen. Deshalb wurden frühzeitig weitere Kräfte nachalarmiert.

Welche Schwierigkeiten brachte der Brand noch?

Da das Feuer vor allem auf der schwer zugänglichen Gebäuderückseite wütete, griffen die Flammen auf einen mit Vegetation bewachsenen Steilhang über, der sich bis zu einem darüber liegenden Wohngebiet zog. Der Funkenflug bedrohte ein bewohntes Fachwerkhaus. Durch diese Ausbreitung gab es eine zweite Einsatzstelle im Bereich „Howake“, weshalb um 1.37 Uhr mit dem Stichwort „Brand_4“ die gesamte Feuerwehr Warstein alarmiert wurde. Die Häuser wurden evakuiert, die Bewohner in der Nacht betreut. Ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzenden Häuser konnte sowohl an der Hauptstraße als auch an der Howake verhindert werden. Durch die massive Wasserentnahme kam es in einigen Bereichen zu ungefährlichen Eintrübungen des Leitungswasser. Dafür bitten wir um Verständnis.

Warum zog der Einsatz sich so lange?

Das Feuer konnte erstmals gegen 3 Uhr in der Nacht unter Kontrolle gebracht werden, ein Großteil der Kräfte konnte am frühen Morgen aus dem Einsatz ausgelöst werden, eine Brandwache blieb vor Ort. Diese forderte um 7.53 Uhr Unterstützung an, da Glutnester erneut aufgeflammt waren und eine erneute Brandausbreitung drohte. Ein Statiker beurteilte die Gebäudestruktur vor Ort. Der besonders vom Brand betroffene Bereich war akut einsturzgefährdet. Deshalb gestalteten sich die Nachlöscharbeiten schwierig. Flammen hatten sich zum Teil tief in die Gebäudestruktur gefressen, sodass sie aufwändig mit speziellen Motorsägen offengelegt werden mussten, um sie zu löschen.

War das für die Feuerwehr Warstein alleine zu schaffen?

Wie es bei Einsätzen dieser Größenordnung üblich ist, sind wir nur gemeinsam stark - Hilfe gab es von vielen Seiten: Das DRK sorgte dafür, dass wir bei Kräften blieben und verpflegte uns mit kalten und warmen Getränken und bereite uns leckeres Essen zu. Die Feuerwehr Rüthen rückte mit einer zweiten Drehleiter an, um den Brand aus einem weiteren Winkel von oben bekämpfen zu können. Ein Dachdecker kam mit einem Kran, aus dessen Korb wir auf der Gebäuderückseite an die versteckten Glutnester kamen. Die feuerwehrtechnische Zentrale brachte mehrmals frische Atemschutzgeräte und -Masken sowie saubere Einsatzkleidung, damit die Atemschutzgeräteträger einsatztauglich blieben. Ebenso waren Ordnungsamt und Bauordnungsamt vor Ort, um ihre Expertise einzubringen. Auch Bürgermeister Dr. Thomas Schöne machte sich vor Ort ein Bild der Lage. Für Motivation aller Beteiligten sorgten seine Worte des Dankes und der Anerkennung. Außerdem waren einige Anwohner zur Stelle, um uns ebenfalls mit Kaffee und Co. ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern. An dieser Stelle gilt unser Dank allen Beteiligten. Der Einsatz zeigte erneut, wie wichtig es ist, dass die ehrenamtliche Arbeit in unserer Stadt breit aufgestellt ist. Dank gilt auch den Arbeitgebern, die ihre Angestellten für diese wichtige Aufgabe auch während der Arbeitszeit freistellen.

Wann war die Arbeit endlich geschafft?

Um 21 Uhr konnte nach mehr als 20 Stunden Einsatzende gemeldet werden. Das heißt, dass die Arbeit an der Einsatzstelle erledigt war. Weiter ging und geht es jedoch an den jeweiligen Standorten: Die Fahrzeuge müssen wieder gereinigt und mit frischen Materialien - Atemschutzgeräte, Schläuche, Verbrauchsmaterialien, etc. - bestückt werden, um sofort wieder mit voller Schlagkraft ausrücken zu können, wenn die Melder uns zum nächsten Einsatz rufen.